50 Jahre Tauchclub Nemo
Am 22. Juni 2019 feierten wir unser 50 jähriges Jubiläum an der Talsperre Pöhl

Unvergessliche Erinnerungen an diesen tollen Tag

Einige Eindrücke unserer 50 jährigen Vereinstätigkeit

Das große Interview

Anlässlich des 50-Jährigen Jubiläums, war unsere Presseabteilung im Gespräch mit dem Gründungs- und heutigem Ehrenmitglied des Tauchclub NEMO Plauen e.V. – Dietrich Peters. (Dietrich Peters ist leider im November 2021 verstorben).

50 Jahre Tauchsport in Plauen

Plauen- Allen Grund zum feiern hat am kommenden Samstag einer der erfolgreichsten Sportvereine des Vogtlandes – der Tauchclub Nemo Plauen. Bereits im März jährte sich das fünfzigste Jahr seines Bestehens. Der Termin dieser Festlichkeit wurde aber bewusst so gewählt. Wollte man doch erst die Mehrzahl an Wettkämpfen in diesem Jahr vorüberlassen.
Einst, am 25. März 1969 von 9 Mitgliedern des Wasserrettungsdienstes gegründet, entwickelte sich der Plauener Verein, mit heute 213 Mitgliedern, zu einer Größe, der national als auch international reichlich Beachtung geschenkt wird.
Gründungs- und heutiges Ehrenmitglied des Vereins Dietrich Peters (Jahrgang 1944) weiß darüber einiges zu berichten.
Presse:
Herr Peters, fünfzig Jahre Tauchsport in Plauen, was veranlasste sie damals dazu, diese voller Abenteuer steckende Sportart im Vogtland zu etablieren?
Dietrich Peters:
Ende der sechziger Jahre, in der Talsperre Pöhl waren gerade die ersten Meter Wasser angestaut, beschäftigte uns Rettungsschwimmer des Deutschen Roten Kreuzes nur ein Gedanke. Die bestmögliche Absicherung des Badebetriebes. Es kam uns die Idee, dass sich, um die Überlebenschancen von Verunglückten zu erhöhen, auf den Wasserrettungsbooten mindestens eine tauchkundige Person zu befinden hat.

Dietrich Peters
Dietrich Peters
Gründung-und heutiges Ehrenmitglied /1.Vorsitzender von
1969 bis 1993

Presse:
So war die Idee aus ihrer Sicht bestimmt schnell umzusetzen?
Dietrich Peters:
Anfänglich dachten wir das schon. Wir absolvierten unsere Tauchausbildung und hofften auf eine schnelle Umsetzung. Aber nein, so einfach war das dann doch nicht. Tauchen war in der DDR nur in einer Sektion unter dem Dachverband der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) erlaubt. Und da wir aber wussten, dass man uns Tauchsportfreunde so unter Kontrolle hatte, überlegten wir lange, ob wir diesen Schritt tun sollten.
Presse:
Wieso standen Tauchsportler unter Kontrolle?
Dietrich Peters:
Taucher hatten im Schutz der Tiefe die Möglichkeit, zum Beispiel über die Ostsee, den Weg in die Freiheit zu suchen und galten somit in den Augen des damaligen SED-Regimes als potenzielle Republikflüchtlinge.
Doch zurück zu ihrer eigentlichen Frage.
Letztendlich entschlossen wir uns in die GST einzutreten und gründeten am 25. März 1969 die Sektion Tauchen beim Rat des Kreises Plauen.


Das Urgestein und weitere acht Rettungsschwimmer waren nun voller Hoffnung, dass ihre Idee nun endlich umzusetzen sei.
Doch weit gefehlt. Die Verantwortlichen der Kreisverwaltung sahen die Notwendigkeit dafür nicht.

Presse: Wenn seitens der Behörden kein Bedarf gesehen wurde, was machten sie dann mit ihren erworbenen Tauchbefähigungen?
Dietrich Peters:
Wir organisierten Tauchlager an der Talsperre und tauschten mit anderen Tauchsportentusiasten Erfahrungen aus. Machten Erkundungtauchgänge in anderen Stauseen und Steinbrüchen. Aktiv wurden wir auch bei Umweltaktionen und halfen mit, Gewässer und Uferbereiche von Unrat zu befreien. Auch die nicht ungefährliche Erstbetauchung der Syrauer Drachenhöhle führten wir 1978 gemeinsam mit Freunden aus Zwickau durch.
Die gesammelten Erfahrung unserer Taucher machten sich im Laufe der Jahre aber auch die Stadt Plauen und die Kriminalpolizei zu Nutzen.

Presse:
In wie fern?
Dietrich Peters:
Im Auftrag der Stadt führten wir unter anderem Reparaturen am Beckenrand des Freibades Haselbrunn durch und unterstützten die Polizei bei der Suche nach vermissten Personen oder Gegenständen.
Und auch heute sind unsere Taucher immer eine helfende Hand, wenn es darum geht, versunkene Dinge zu bergen.

Presse:
Na für Spannung war und ist somit bestimmt gesorgt?
Peters nickte schmunzelnd und stimmte zu.

Presse:
Sie sprachen von Tauchausflügen in anderen Stauseen sowie Steinbrüchen. Wie war es zu Zeiten der DDR mit dem Tauchen in der Ostsee bestellt?
Dietrich Peters:
Oh, dass war eine Prozedur. Vom Antrag bis zur Erteilung der Genehmigung vergingen Monate. Alles in Einzelheiten jetzt zu erläutern würde den zeitlichen Rahmen wohl sprengen. Nur soviel, man wurde von allen Instanzen der Staatssicherheit kontrolliert und am Ende als republiktreu oder nicht eingestuft. War man es nach deren Meinung, stand dem Tauchen in der Ostsee nichts mehr im Wege.
Presse:
Das verdeutlicht natürlich die Kontrolle durch die staatlichen Organ sehr. Können sie diesbezüglich noch weitere Beispiele nennen?
Dietrich Peters:
Selbstverständlich. Ob sie es glauben oder nicht, ein Atemgerät das zum Tauchen notwendig ist, galt in der DDR als Waffe und musste unter Verschluss in einem ‚Waffenschrank‘ mit Siegel (Petschaft) im Vereinsgebäude aufbewahrt werden. Bei der Herausgabe, die nur gegen eine Unterschrift erfolgte, musste der Name des Tauchenden und die Gerätenummer erfasst werden. Eine Kontrolle der Unterlagen wurde in unregelmäßigen Abständen seitens der GST durchgeführt. In welcher Position und Funktion die kontrolierende Person war wusste man nicht. Man konnte aber auch schon damals Eins und Eins zusammenzählen.
Wir haben uns von solchen Aktionen dennoch nicht einschüchtern lassen und sind unserem Hobby eifrig nachgegangen.
Presse:
Ich glaube, sie könnten darüber noch Stunden berichten. Doch lassen sie uns weiter in der Vergangenheit nach Wissenswertem suchen. Wie kamen sie eigentlich auf den heutigen Vereinsnamen?
Dietrich Peters:
Namensgeber für unseren Verein war Kapitän „Nemo“. Eine Romanfigur aus Jules Vernes Klassiker „20000 Meilen unter dem Meer“. Auch wenn diese Namensgebung zu Zeiten des Sozialismus heftig kritisiert wurde, begleitet er uns seit 1972.
Presse:
Das allgemeine Sporttauchen war und ist bis heute eine große Leidenschaft der Mitglieder des Vereins. Wann entschlossen sie sich in den Wettkampfsport Flossenschwimmen einzusteigen?
Dietrich Peters:
Das war auch gleich in den Anfangsjahren. Wir bauten nach und nach eine erfolgreiche Wettkampfmannschaft auf, aus der bis zur Wende 1989 zahlreiche DDR Meister hervorgingen.
Presse:
Und nach dem gesellschaftlichen Umbruch, wie ging es da weiter?
Dietrich Peters:
Wir mussten uns als Verein, wie alle anderen auch, neu orientieren und eigenverantwortlich handeln. Sportlich gesehen fielen wir in ein großes Loch, aus dem wir erst 2004 wieder heraus kamen. Seitdem geht es nur bergauf. Belege dafür sind zahlreiche deitsche Meistertitel und Pokalsiege, Europa- und Weltmeistertitel sowie über 120 Weltcupmedaillen.
Presse:
Ihnen ist der Tauchclub Nemo merklich ans Herz gewachsen. Was wünschen sie sich für die Zukunft des Vereins?
Dietrich Peters:
Der Staffelstab wurde an die jüngere Generation weitergereicht. Denn irgendwann muss man loslassen, ohne aber dabei die Bindung zu verlieren. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass mit einer kontinuierlichen Nachwuchsarbeit die Erfolgsgeschichte des Tauchclub Nemo Plauen weiter geschrieben wird.

Wer nun Lust bekommen haben sollte das Jubiläum der Plauener mitzufeiern, dem ist die Möglichkeit im Naturfreibad der Talsperre Pöhl gegeben. Am Panorama Restaurant erwartet die Besucher ein buntes Programm aus Musik und Wissenswertem rund um den Tauchsport. Und wer die Schwerelosigkeit unter Wasser selbst einmal erleben möchte, kann dies unter fachmännischer Anleitung beim Schnuppertauchen in einem extra dafür organisierten Tauchcontainer tun.